Laura Elisa Nunziante
Ich täusche mit meinem oben angegebenen Geburtsort über den Umstand hinweg, dass ich eigentlich in Lengerich geboren bin. So traurig und mittelmäßig ist mein Leben. Ich heiße Laura. Der begehrteste Mädchenname der späten Neunziger Jahre. Meine Texte sind mittelklassig bis tiefklassig, meine Gedanken kreisen um Halbwissen, dass ich Politikern kontextlos aus dem Mund reiße, um auf Partys und Familienfeiern damit anzugeben. Lieber Leser, diese Information muss unter uns bleiben, den Mitautoren gegenüber spiele ich das intellektuelle Bürgertum mit linksgerichteten Gerechtigkeitswahn. Ich habe gut reden, ich nutze ein Macbook Pro, auf dem ich Texte schreibe - bitte nutzen Sie mich nicht als Aushängeschild Ihrer geistigen Armut - und esse Bio-Honig zum Frühstück, um die Welt zu retten.
Mein oftmals erklärtes Kampfbild ist Rassismus, Kunstbanausentum
und der Wirtschaftsstaat, der die Relevanz der Kunst und Literatur als
ökonomisches Organ einer funktionierenden Gesellschaft nicht
anerkennen will. Fußball aber schon.
Ich habe weibliche Tendenzen, trage aber eine Kurzhaarfrisur, um die
gängige Gendertheorie in den Wahnsinn zu treiben. Ich trage roten
Lippenstift. Sonntags schaue ich Tatort. Manchmal ist der gut, manchmal
ist der weniger gut. Ich denke jedes Mal, dass ich es besser kann.
Dann lese ich meine mittelmäßigen Texte, um zu verstummen. Meine
Internetpräsenz ist ästhetisch unzureichend.
Deshalb muss ich mich dieser kläglichen Existenz eines Blogs mit
zwei größenwahnsinnigen Mitautoren anschließen, um etwas im Leben
erreicht zu haben. Verlage lehnen mich ab oder locken mich mit
zwielichtigen Angeboten, weil ich zwei, drei Mal im Fernsehen war.
Ich habe viele Schwächen. Vorrangig für amerikanische Serien, die sowieso viel besser geschrieben sind als die deutschen Pendants. Wieder denke ich, dass ich das besser kann; dann verstumme ich wieder. Ich habe weitere Schwächen für Postkartenschreiben, die englische Sprache, Nougat-Schokolade und Hollywood Schmonzetten. Für die letztere schäme ich mich sehr. Auch das bitte ich, lieber Leser, mit dem Akt der Geheimhaltung zu würdigen. Ich habe Angst vor dem Einschlafen und vor großen Menschenmenge.
Meine einzige Stärke ist der grenzenlose Wahn hin zur
bedingungsloser Ehrlichkeit.
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