Träfe es zu oder nicht.
Alles beginnt in einer Geschichte, weil der Anfang uns stets ein Rätsel bleibt.
Alles endet in Träumen, weil das Ende uns nie abholt.
Ich erinnere mich. Hier war ich schon mal. Sechs Jahre vor der Jahrtausendwende.
Holz und Lehm.
Die Schlacht in Masar-i-Sharif hat uns hierher zu den
Geschwistern meines Vaters verschifft. Ein Dorf - Andkhoi.
Meine Geschwister und ich essen köstliche Trauben und Fladenrot, das in ganz Afghanistan
berühmt ist. So kross und gleichzeitig weich gibt es das nirgendwo. Der russische Trickfilm
mit dem tolpatschigen Wolf und dem listigen Hasen ist gerade vorbei. Ein Genuss des 30 Grad
Celsius im Schatten der Bäume in unserem Garten. Wir haben die Bäume zuvor mit Wasser
besprüht, damit die Luft um uns abkühlt, denn sonst überhitzt einem der Kopf. Wenn das
passiert, dann flüstern die Bäume, die Schatten in den Büschen und selbst die tanzende
Luft einem Floskeln ins Ohr. Sollte jemand dabei noch einer Geschichte lauschen, dann -
so sagt man, könnte dieser jemand in die Geschichte hineinfallen, wie in eine Schlucht,
und nie wieder zurück nach Hause finden.
Da wir nun gut vorbreitet sind, fängt meine Mutter an die Geschichte von
Arash zu erzählen. Sie beginnt mit der Niederlage der Perser gegen Turan. Doch die Turaner
sind in ihrem Hohn gnädig und wollen den Persern eine Chance geben sich doch etwas Land
zu sichern. Deshalb erlauben sie einem der Krieger einen Pfeil zu schießen, der die neue
Grenze zwischen den Ländern ziehen soll. Arash meldet sich freiwillig. Mit Hilfe Zarathustras Gott
Ahura Mazda verschmelzt er mit dem Pfeil. Er fliegt tausende von Kilometern und verschiebt
die Grenze zu Gunsten der Perser, aber sein Körper fällt zu Boden und steht nicht mehr auf.
Während meine Mutter die Geschichte liebevoll und spannend ausschmückt, reißt
mich der Ruf meiner Tante heraus:
"Chers!" Ich denke: "Oh man, ich bin kein Bär." Sie ruft noch mal meinen ganzen Namen:"Chosrau?" Ich möchte in der
Geschichte bleiben und lade Sie deshalb ein mitzuhören. Kaum ist Sie mit meinem Namen da, fühle
ich mich nicht mehr ganz wohl. Etwas fremdelt sich und ruft in die Runde als die Geschichte von
Arash kaum beendet ist: "Ich bin Arash!"
So hat mich der Name gefunden. Deshalb stelle ich mich vor:
arash
Zu meinen Träumen: Gestern hatte ich einen Traum; Heute habe ich ihn vergessen. Wenn er wichtig
war, kommt er wieder...
Veröffentlichungen
die ergriffenen
Tanz!
Von Hell und Dunkel
Zeit